Es wird ja gerne als ein Hirngespinst hingestellt, daß es die Absicht gibt, das Volk auszutauschen; etwas, das nur in den Köpfen rechter Verschwörungstheoretiker existiert. Doch es gibt immer wieder Beispiele, in denen dieses Ansinnen unumwunden propagiert wird. In loser Folge wird diese Reihe solche Beispiele vorstellen und kommentieren.
Teil 4: Extremisten der Gesinnungsethik
Rüdiger Safranski äußerte dieser Tage in der Weltwoche in einem Interview die folgenden völlig zutreffenden Sätze zum Begriff der Menschenwürde:
Deutsche Politiker sprechen dauernd von der Menschenwürde, die unantastbar sei. Man tut so, als sei die Menschenwürde ein allen angeborenes Organ wie Arme oder Beine. Das ist ein naives Menschenbild. Menschenwürde fällt nicht vom Himmel, sondern setzt einen funktionierenden Staat voraus, der sie in seinen Grenzen garantieren kann.
Extremisten der Menschenwürde und der Gesinnungsethik schert das nicht. Für sie ist Menschenwürde nicht eine Idee, die Grundlage staatlichen Handelns unter Berücksichtigung aller weiteren Aspekte bildet, sondern unmittelbar anwendbares Recht, das alles übrige Recht bricht und über das politische Interesse um den Bestand des Gemeinwesens an sich gestellt wird. Anders ist es nicht zu erklären, wenn unter Verweis auf eben jene Menschenwürde jedem das Recht zugestanden wird, in ein Land seiner Wahl – idealerweise das mit dem am besten ausgebauten Sozialstaat – einzureisen und voraussetzungslos an den dortigen Errungenschaften teilzuhaben, auch um den Preis der eigenen Selbstaufgabe. Weiterlesen